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Liliom

Liliom

Vorstadtlegende

Regie
Olivier Keller
Jahr
2016

Von Ferenc Molnár; neu aus dem Ungarischen übersetzt von Joël László; Komposition und Liedtext von Pascal Nater

Liliom arbeitet bei Frau Muskat und macht Julie schöne Augen. Das passt Frau Muskat gar nicht und Liliom verliert seinen Job. Liliom und Julie werden ein Paar. Aus Kummer über seine Arbeitslosigkeit und um seine Verletzlichkeit zu verbergen, schlägt Liliom Julie. Mit ihrer Schwangerschaft wird die Not besonders drückend. Da kommt Ficsurs Vorschlag zu einem Raubüberfall wie gerufen. In seiner Euphorie verzockt Liliom die Beute bereits vor der Tat. Der Raub misslingt und Liliom kann die Schulden nicht begleichen. Er sieht keinen anderen Ausweg als den Selbstmord. Die himmlischen Instanzen nehmen ein Scheitern aber nicht hin: Schlimme Erinnerungen gilt es zu beschönigen und der erfolgreich therapierte Selbstmörder korrigiert seine Schande mit einer guten Tat. Liliom aber sträubt sich gegen jede Art von Reue. Er bleibt therapieresistent.

Die Vorstadtlegende «Liliom» von Ferenc Molnár, 1909 uraufgeführt, ist menschlich wie sozial abgründig und zeitlos – und durch die Neuübersetzung von Joël László erstmals sprachlich in ihrer Aktualität wieder greifbar. In einer Gesellschaft, die sich weit weg vom Aufmerksamkeitszentrum [aber nicht weit weg von unserer Zeit] befindet, funktioniert Gewalt als Triebabfuhr für nicht ausgesprochene Konflikte. Der Glaube an die Liebe ist stärker als die Liebe selbst und verdrängt die Trostlosigkeit. Das Stück nimmt eine gesellschaftskritische Perspektive ein und führt diese weiter bis nach dem Tod. Im Himmel erwartet uns keine Erlösung. Die Kämpfe, die wir hier unten und da draussen führen, begegnen uns erneut. Das Jenseits ist nur die Therapieschlaufe der irdischen Gesellschaft.

 

Übersetzung

Molnárs «Liliom» wurde auf deutschsprachigen Bühnen oft inszeniert, in der deutschen Übersetzung von Alfred Polgar aus dem Jahre 1912. Für die Inszenierung von Theater Marie hat der schweizerisch-ungarische Autor Joël László das ungarische Originalstück als Grundlage für seine Neuübersetzung genommen und hat dessen rauen Ton eingefangen. Joël László schreibt Theaterstücke und Prosa, arbeitet als Übersetzer und ist Poolmitglied von Theater Marie. Zusammen mit Ariane Koch schrieb er für Theater Marie die Kurzstück-Sammlung «Zukunft Europa». Er hat Islamwissenschaft und Geschichte studiert. 2013/14 nahm er am Förderprogramm «Dramenprozessor» am Theater Winkelwiese Zürich teil. Mit seinem Stück «Wiegenlied für Baran» war 2016 er Teilnehmer an der Langen Nacht der neuen Dramatik an den Münchner Kammerspielen, wo er mit dem Publikumspreis ausgezeichnet wurde. 2007 und 2013 erhielt er Werkbeiträge des Aargauer Kuratoriums.

Inszenierung

Das Spiel wird von Liedern angetrieben: Volkslieder, die den Ausbruch behaupten und die Figuren trotzdem immer wieder auf ihre Unbeweglichkeit zurückwerfen. Die Figuren im Stück kämpfen mit ihrer ungestümen Emotionalität, während das gesellschaftliche Umfeld von ihnen Pragmatismus, Klarheit und Sittlichkeit fordert. Dieser Konflikt entzündet in ihnen eine Aggression, die sprachlich keinen Ausdruck finden kann. Immer wieder versumpfen die Figuren im Selbstmitleid und reagieren ihre inneren Widersprüche mittels Gewalt an sich und an anderen ab. Die Musik, von Pascal Nater komponiert, setzt an den Bruchstellen zur Gewalt an und schafft psychologische Lupensituationen. Wo die Figuren die Sprache verlieren, flüchten sie sich in den Gesang.

Spiel

Ladislaus Löliger, Barbara Heynen, Silke Geertz, Pascale Pfeuti, Diego Valsecchi, Grégoire Gros, Germaine Sollberger, Patric Bachmann

Band

Pascal Nater, Grégoire Gros, Pascale Pfeuti, Viktor Stadelmann

Regie

Olivier Keller

Musik

Pascal Nater

Szenografie

Erik Noorlander

Kostüm

Tatjana Kautsch

Dramaturgie

Patric Bachmann

Szenografieassistenz

Lea Kuhn

Regiehospitanz

Germaine Sollberger

Tontechnik

Daniel Steiner

Theaterfotografie

Andreas Zimmermann

Partner

Koproduktion mit Theater Tuchlaube Aarau, Kurtheater Baden, Grosse Halle und Tojo Theater Reitschule Bern

Rechte

Die Aufführungsrechte liegen beim Verlag Josef Weinberger Ltd., London, Vertretung für die Schweiz: Musikverlag und Bühnenvertrieb Zürich AG, 8008 Zürich

Gefördert durch

Aargauer Kuratorium, Stadt Aarau, Stadt Baden, Kultur Stadt Bern, Swisslos / Kultur Kanton Bern, Prohelvetia, Ernst Göhner Stiftung, Migros Kulturprozent, Hans und Lina Blattner Stiftung, Burgergemeinde Bern